Klimaschutz und Energieeffizienz
Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen hat sich die Weltgemeinschaft dem Ziel verpflichtet, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Level zu begrenzen. Im Rahmen des Klimagipfels von Glasgow wurde diese Ambition im November 2021 erstmals mit konkreten Reduktionserfordernissen für Treibhausgasemissionen hinterlegt. So müssten die globalen CO2-Emissionen bis 2030 um 45 % im Vergleich zum Jahr 2010 sinken und bis 2050 global Netto-Nullemissionen erreicht werden. Währenddessen sieht der „Klimaschutzplan 2050“ in Deutschland bislang als Zwischenziel vor, die Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber dem Basisjahr 1990 um mindestens 55 % zu senken. Die Industrie soll dazu mit einer Reduktion von zwischen 49 % und 51 % beitragen.
Seit diesem Jahr reiht sich LANXESS in die wachsende Liste von Unternehmen ein, die sich wissenschaftlich fundierte Ziele gesetzt haben, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Validierung unseres Engagements durch die Science Based Targets initiative (SBTi) zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Auf dem Weg zu mehr Klimafreundlichkeit ist LANXESS seit seiner Gründung deutlich vorangekommen. Von 2004 bis 2018 haben wir unseren Ausstoß von Treibhausgasen halbiert – von rund 6,5 Millionen Tonnen CO2e auf etwa 3,2 Millionen Tonnen CO2e. Unsere zuletzt verfolgten Ziele konnten wir zudem bereits deutlich früher als ursprünglich geplant erreichen: die Verbesserung der Energieeffizienz und die Reduktion der damit verbundenen CO2-Emissionen sowie die Reduktion von Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen um jeweils 25 % gegenüber 2015.
"Mit unserer Initiative ‚Climate Neutral 2040‘ begegnen wir einer der größten Herausforderungen der Gesellschaft – dem Klimawandel."
Stephan Caspers,
Global Environmental Sustainability, LANXESS
Vor diesem Hintergrund war es an der Zeit, sich neue, ehrgeizige mittel- und langfristige Ziele zu setzen und damit unserer Verantwortung als globaler Spezialchemie-Konzern gerecht zu werden: LANXESS soll bis zum Jahr 2040 in Bezug auf unsere Scope-1- und -2-Emissionen klimaneutral sein. Bis 2030 wollen wir die im Jahr 2018 erreichten Treibhausgasemissionen um mehr als die Hälfte auf rund 1,3 Millionen Tonnen CO2e reduzieren. Damit werden wir eine 80-prozentige Reduktion im Vergleich zu den Emissionen bei der Gründung von LANXESS erreicht haben. Um die klimarelevanten Emissionen zu messen, erfassen wir die Emissionen der im Kyoto-Protokoll definierten Treibhausgase und berechnen deren Treibhauseffekt im Vergleich zu Kohlendioxid. Dabei beziehen wir die Emissionen aus unserer eigenen Produktion (Scope 1) und aus externen Energiequellen (Scope 2) in die Berechnung ein. 2022 setzte sich LANXESS erstmals ein Ziel für indirekte Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Lieferkette (Scope 3). Bis 2050 will der Konzern die gesamte Lieferkette klimaneutral machen.
Unser Weg zur Klimaneutralität
- Wir reduzieren drastisch die Emissionen aus internen Quellen.
- Wir reduzieren unseren spezifischen Energiebedarf.
- Wir beziehen sehr emissionsarme oder klimaneutrale Energie.
1. Klimaschutzprojekte mit großem Reduktionshebel initiieren (mittelfristiges Ziel):
Mehrere Maßnahmen sollen in den kommenden Jahren zu einer signifikanten Reduzierung von Treibhausgasen führen.
So stellen wir beispielsweise die Energieversorgung in Jhagadia auf einen Mix aus Biomasse und Solarenergie um. Dadurch wird unser CO2e-Ausstoß ab 2024 voraussichtlich um weitere 150.000 Tonnen abnehmen. Zum Bilanzstichtag betrug der Umstellungsgrad am Standort Jhagadia bereits 37 %, während der Standort Nagda rund 88 % erreichte. Bereits vollständig mit Biomasse betreiben wir eine hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage im brasilianischen Porto Feliz. An unseren großen Produktionsstandorten in Deutschland planen wir ebenfalls, aus der kohlebasierten Energienutzung auszusteigen.
Mit diesen Projekten und weiteren Maßnahmen wollen wir unseren CO2e-Ausstoß bis 2025 auf 2,3 Millionen Tonnen CO2e reduzieren.
2. Emissionen und Wachstum entkoppeln (langfristiges Ziel):
LANXESS ist auf Wachstumskurs. Doch trotz steigender Produktionsmenge soll der Ausstoß von Treibhausgasen in unseren einzelnen Geschäftsbereichen sinken. Neben technischen Effizienzmaßnahmen spielen dabei auch veränderte Governance-Instrumente eine bedeutende Rolle: So wird der Einfluss auf die CO2e-Bilanz zum Investitionskriterium bei organischem Wachstum und Akquisitionen. Geschäftsbereiche, die ihre Treibhausgasemissionen überdurchschnittlich stark senken, haben so einen direkten finanziellen Vorteil. 2020 haben Vorstand und Aufsichtsrat zudem entschieden, dass künftig die CO2e-Reduktion als Bewertungskriterium für das Bonussystem für Führungskräfte und Vorstand herangezogen wird..
3. Prozess- und Technologieinnovationen stärken (langfristiges Ziel):
Um bis 2040 klimaneutral zu werden, überarbeiten wir zahlreiche bestehende Produktionsverfahren. So planen wir unsere Verbundstrukturen weiter zu verbessern, etwa im Bereich Wärmeaustausch zwischen den Betrieben oder bei der Abluftreinigung. Andere Verfahren müssen hingegen erst noch im großtechnischen Maßstab entwickelt werden. Entsprechend werden wir unsere Forschungsaktivitäten künftig stärker auf klimaneutrale Prozess- und Technologieinnovationen ausrichten.
Mit der Umsetzung der zuvor genannten Maßnahmen wollen wir unsere jährlichen Emissionen bis zum Jahr 2040 auf unter 300.000 Tonnen reduzieren. Wir planen, die Restemissionen über entsprechende Kompensationsmaßnahmen zu neutralisieren. Auf diese Weise leisten wir in den kommenden Jahren nicht nur einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz, sondern werden auch für unsere Kunden ein noch nachhaltigerer Partner..
„Net Zero Value Chain“ Programm: klare Strategie zur Senkung indirekter Emissionen
LANXESS hat 2022 auch eine klare Strategie zur Senkung von indirekten Emissionen entwickelt und das Net Zero Value Chain Program gestartet. Es zielt darauf, die gesamte Lieferkette von LANXESS klimaneutral zu gestalten. Bis 2050 sollen die indirekten Emissionen in der vor- und nachgelagerten Lieferkette (Scope 3) eliminiert werden. Die „Net Zero Value Chain“-Initiative basiert auf drei Säulen:
- Umstellung des Rohstoffeinkaufs auf zunehmend nachhaltige Rohstoffe, die pflanzlichen Ursprungs sind, aus einem Recycling-Prozess stammen oder mit erneuerbaren Energien hergestellt werden;
- stärkere Gewichtung des CO2-Fußabdruck bei der Auswahl von Transportmitteln;
- Ausweitung unseres Angebots an klimaneutralen Produkten und Lösungen mit geringem CO2-Fußabdruck.
Aus dem Klimawandel ergeben sich global für Unternehmen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutliche Konsequenzen für ihre Geschäftstätigkeit. Deshalb hat LANXESS in diesem Jahr weiter an einer umfangreichen Risikoanalyse, auf Basis von drei Klimakategorien, gearbeitet. Diese Szenarioanalyse führen wir global für alle Standorte durch und bewerten die Risiken, die kurz-, mittel- und langfristig entstehen können.
Emissionshandel birgt Unsicherheiten
In Europa unterliegen zwölf unserer Anlagen dem europäischen Emissionshandel. Der Handel mit CO2-Emissions-Rechten, sogenannten Zertifikaten, soll den Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 kosteneffizient vermindern. Da alle unsere Anlagen, die dem Emissionshandel unterworfen sind, dem Stand der Technik entsprechen und im internationalen Wettbewerb stehen, rechnen wir damit, bis zum Ende der vierten Handelsperiode 2030 ausreichend Zertifikate aus der kostenlosen Zuteilung zu erhalten, um die erwarteten CO2-Emissionen abdecken zu können. Allerdings können wir derzeit nicht genau abschätzen, wie sich Änderungen des EU-Emissionshandelssystems auswirken, die im Rahmen des Green Deals geplant sind..
Die Einführung des nationalen Brennstoffemissionshandelssystems (n-ETS) führt seit 2021 zu zusätzlichen Kosten, die Lieferanten für Erdgas entsprechend einpreisen. Weitere Kosten durch die ab 2023 geplante Scope-Erweiterung können wir noch nicht konkret abschätzen.
2022 lagen unsere absoluten CO2 Scope-1-Emissionen unter anderem aufgrund Veränderung unseres Portfolios deutlich unter dem Vorjahresniveau. Zudem schreitet die Umstellung von Kohle auf Biomasse an unseren Standorten in Indien weiter voran und trägt maßgeblich zur Reduktion der CO2-Werte bei. Dem wirkt die ganzjährige Konsolidierung der Standorte aus der Akquisition von Emerald Kalama Chemical und Theseo entgegen, die 2021 gemäß Bilanzstichtag nur anteilig berücksichtigt wurden. Durch unser verändertes Portfolio, die Umstellung auf Biomasse sowie gestiegene Umsatzerlöse sanken die spezifischen Scope-1-Emissionen ebenfalls im Vergleich 2021.
Für das fortzuführende Geschäft liegen auch die Scope- 2-Emissionen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Diese Entwicklung beruht hauptsächlich auf der Dekonsolidierung der Business Unit HPM, aber auch auf einem geringeren Produktionsvolumen.
Der spezifische Wert verringert sich weiter aufgrund der Portfolioveränderung und der gestiegenen Umsatzerlöse
2022 verzeichneten wir deutlich gesunkene Scope-3-Emissionen, bedingt durch die Portfolioveränderung und ein rückläufiges Produktionsvolumen.
2022 sanken die absoluten als auch die spezifischen VOC-Emissionen nochmals, aufgrund der Dekonsolidierung der Business Unit HPM.
Eine hohe Energieeffizienz verbessert nicht nur unsere Emissionsbilanz, sondern auch unsere Kostenposition und damit letztendlich die Wettbewerbsfähigkeit von LANXESS. Unser globales Energiemanagement fördert Projekte, welche die Energieeffizienz in unseren Anlagen steigern. Energiebeauftragte stellen in jeder Business Unit die fortlaufende Verbesserung der energiebezogenen Leistung sicher. Technische Experten aus den Zentralabteilungen unterstützen die Teams vor Ort dabei, wirtschaftliche Effizienzsteigerungsprojekte zu identifizieren und umzusetzen.
Mit diesem Ziel der Effizienzverbesserung haben wir uns seit 2017 bereits mit mehreren deutschen Standorten an der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke beteiligt, die von der Bundesregierung und führenden Industrieverbänden gegründet wurde. So nimmt unser Standort Mannheim auch im Berichtsjahr am Netzwerk ChePap 2 teil, der Standort Bitterfeld am Netzwerk Bitterfeld-Wolfen 2.0.
Sowohl unser absoluter, als auch unser spezifischer Energieverbrauch sanken im Jahr 2022. Neben dem veränderten Portfolioeffekt haben auch geringere Produktionsmengen sowie Effizienzmaßnahmen dazu beigetragen den Energieeinsatz zu reduzieren.
Eine Analyse des Energieeinsatzes nach Region zeigt starke regionale Unterschiede, sowohl bei der Menge der Energie, als auch bei der Art der Energieträger.
Unsere Transportlösungen wählen wir weltweit individuell nach den Prinzipien Sicherheit, Pünktlichkeit und Kosteneffizienz aus. Dabei betrachten wir auch die aus den Transporten resultierenden CO2-Emissionen.
Insbesondere sind wir bestrebt, vom Straßenverkehr auf intermodale Transportmöglichkeiten umzusteigen. In diesem Kontext investieren wir derzeit in digitale Lösungen, die uns frühzeitig den Status von Schiffstransporten übermitteln, sodass wir den anschließenden Landtransport vorausschauend mit möglichst emissionsarmen Verkehrsträgern und Transportmitteln planen können. Zudem planen wir zur Abwicklung unserer Transporte zunehmend Angebote des vergleichsweise emissionsarmen Kombinierten Verkehrs zu nutzen, bei dem der überwiegende Teil der zurückgelegten Strecke per Eisenbahn, Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- bzw. Nachlauf auf der Straße dadurch so kurz wie möglich gehalten wird.
Insbesondere in Europa besteht eine gute Infrastruktur für derartige Transporte. Durch den vermehrten Einsatz der Schiene ist der Kombinierte Verkehr aber selbst für Langstreckenverbindungen nach China eine Option.
Für unseren Gütertransport auf der Schiene setzen wir in Deutschland weiterhin auf das vom TÜV SÜD geprüfte Eco-Plus-Angebot des Logistikunternehmens DB Cargo. Die für den Transport benötigte Strommenge wird aus regenerativen Energiequellen bezogen. So können wir unsere CO2-Emissionen im nationalen Schienentransport gegenüber dem herkömmlichen Angebot um ca. 80 % reduzieren.
Weitere Informationen zu unserer Klimastrategie finden Sie in unserem “Klima” Grundlagenpapier.