Nachhaltige Produkte
Als Teil unserer Produktverantwortung verstehen wir die ständige Verbesserung der Produktsicherheit, die als Kernpunkt in unserer Unternehmenspolitik und im konzernweiten Managementsystem verankert ist. Wir haben uns dazu verpflichtet, Risiken für Mensch und Umwelt entlang aller Phasen des Produktlebenszyklus durch eine sichere Forschung, Herstellung, Lagerung, Logistik, Verwendung und Entsorgung zu vermeiden.
In Bezug auf die Sicherheit unserer Produkte gehen wir mit unserem Anspruch in vielen Bereichen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus. Beispiele hierfür sind die Erstellung von Sicherheitsdatenblättern auch für Nicht-Gefahrenstoffe oder unser Fahrplan für ein nachhaltiges Produktportfolio. Unsere Richtlinie „Produktsicherheitsmanagement bei LANXESS“ regelt konzernweit, wie die Produktverantwortung wahrgenommen werden soll, und stellt die Zusammenarbeit aller Beteiligten sicher. Die Group Function Production, Technology, Safety & Environment (PTSE) stellt sicher, dass Gesetze und Vorschriften eingehalten, resultierende Verpflichtungen und Präventionsmaßnahmen abgeleitet und deren wirksame Umsetzung überwacht wird.
Gefährliche Produkte (Stoffe und Mischungen) in verpackter Form werden von uns nach Gefahrstoffrecht eingestuft und gekennzeichnet, bevor sie verwendet oder in den Verkehr gebracht werden. Dabei passen wir unser elektronisches Sicherheitsdatensystem regelmäßig den Neuerungen der GHS-Gesetzgebung (Globally Harmonized System of Classification and Labelling of Chemicals) in den verschiedenen Ländern an. So stellen wir sicher, dass Risiken für Mensch und Umwelt bei Transport, Lagerung, Verwendung und Entsorgung vermieden werden.
Die weltweiten Chemikalienkontrollregelungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg einzuhalten, ist unabdingbare Voraussetzung für die Vertriebsfähigkeit von Chemikalien und chemischen Produkten. Wir betreiben einen großen Aufwand, um dies sowohl für unsere eigenen Produkte als auch gemeinsam mit unseren Partnern für deren Produkte – die für uns z. B. Rohstoffe darstellen – umfassend sicherzustellen. Insbesondere bei verbrauchernahen Anwendungen legen wir größten Wert darauf, dass unsere Produkte hohen nationalen und internationalen Normen, Zertifikaten und Gütesiegeln entsprechen.
Viele Weichmacher mit Phthalaten gelten als höchst gesundheitsgefährdend. Etliche davon sind in der EU durch REACH oder andere Verordnungen stark beschränkt oder verboten. Der Grund: Sie können die Fortpflanzung und ungeborene Kinder gefährden. Auch US-Behörden verbannen diese Stoffe. LANXESS stellt nur noch Weichmacher ohne Phthalate her. Eins dieser Produkte ist Mesamoll. Er wird zum Beispiel in Wasserbetten, Hüpfburgen und Wasserbällen eingesetzt. Mesamoll geliert gut und lässt sich daher bei niedrigeren Temperaturen und in kürzerer Zeit verarbeiten als andere Weichmacher. Von uns in der EU hergestellte sowie in die EU importierte Stoffe in Mengen von mehr als einer Tonne pro Jahr werden nach der REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) registriert, gelistet und bewertet. Wir führen mindestens zweimal jährlich Workshops für unsere REACH-Beauftragten in den Geschäftsbereichen durch, um neue Entwicklungen vorzustellen, das Verständnis für die Bedeutung der Produktverantwortung zu stärken und gesetzeskonformes Handeln zu gewährleisten. Die Anforderungen an REACH wurden seit 2007 kontinuierlich weiterentwickelt, sodass eine regelmäßige Überprüfung und Überarbeitung der Registrierungsdossiers notwendig ist. In diesem Kontext unterstützen wir den freiwilligen Aktionsplan des europäischen Chemieverbands CEFIC (Conseil Européen des Fédérations de l’Industrie Chimique) und haben uns verpflichtet, bis spätestens 2026 unsere REACH-Registrierungsdossiers zu überprüfen und – falls erforderlich – zu aktualisieren. Zudem begrüßen wir die Möglichkeit der EU-Kommission, im Rahmen einer öffentlichen Diskussion Beiträge zur geplanten REACH-Revision leisten.
Die sichere Verwendung unserer Produkte, sowohl entlang der eigenen als auch der nachgelagerten Wertschöpfungsketten, ist ein weiterer essenzieller Teil unserer Produktverantwortung. Unsere Business Units unterstützen ihre Kunden beim sicheren und umweltschonenden Umgang mit unseren Produkten durch Schulungen sowie Beratungen und klären über die mit der Verwendung einhergehenden Risiken auf. Wir stellen unseren Kunden im Rahmen unseres elektronischen Sicherheitsdatensystems für alle regulär gehandhabten Stoffe und Produkte – z. T. einschließlich der Zwischenprodukte – Sicherheitsdatenblätter und erweiterte Sicherheitsdatenblätter zur Verfügung.
Ausgerichtet an den gesellschaftlichen Trends und Bedürfnissen haben wir das Ziel, die Nachhaltigkeitsleistung unseres Produktportfolios ständig zu verbessern, kritische Substanzen in Produkten zu identifizieren, sie zu substituieren oder sichere Alternativen zu entwickeln.
Wir verfolgen für das Management und die langfristige Entwicklung unseres Produktportfolios einen Ansatz mit drei Perspektiven. Die Grundlage bildet der LANXESS Product Sustainability Monitor. Mithilfe dieses Analysetools identifizieren wir sowohl die besonders nachhaltig produzierten Produkte als auch die Produkte, bei denen wir ein Verbesserungspotenzial sehen, und steigern seit Jahren die Nachhaltigkeitsleistung unseres Portfolios.
Die zweite wesentliche Perspektive bilden der CO2-Fußabdruck (Product Carbon Footprint-PCF) und das Kreislaufpotenzial unserer Produkte. Hier gilt es, neben unserer eigenen Produktion auch die vorgelagerte Wertschöpfungskette zu verstehen und zu berücksichtigen. Ziel ist, den Einfluss unserer Produkte auf das Klima kontinuierlich zu verringern, nachhaltige Rohstoffe einzusetzen und sicherzustellen, dass unserer Produkte recyclingfähig sind.
Als dritte Perspektive betrachten wir den Nutzen unserer Produkte in ihrer Anwendung. Denn für eine nachhaltige Welt braucht es neben nachhaltig hergestellten Produkten auch Lösungen für neue Konzepte, z. B. im Bereich Klimaschutz oder Kreislaufwirtschaft. Hier leisten beispielsweise Additive einen wesentlichen Beitrag, um die Nutzungsdauer von Produkten zu verlängern oder das Recycling von Materialien zu ermöglichen.
Künftig kommt als eine weitere, davon unabhängige Perspektive auch die EU-Taxonomie hinzu. Zum heutigen Zeitpunkt konzentriert sie sich für die Chemieindustrie in erster Linie auf die Identifikation von Aktivitäten, die mit einer besonders hohen CO2-Emission verbunden sind, d. h. auf hochvolumige Basischemikalien und Plastikprodukte. Insofern ist hier nur ein kleiner Teil des LANXESS Portfolios einzuordnen.
Mithilfe des LANXESS Product Sustainability Monitors unterteilen wir unser Portfolio in vier Kategorien:
- Energizer: Produkte dieser Kategorie bieten herausragende Nachhaltigkeitsleistungen. Sie erfüllen unsere höchsten Nachhaltigkeitsanforderungen in den meisten Kriterien und haben keine intrinsischen Eigenschaften, die Anlass zu Bedenken geben. Energizer werden mit sehr geringen bis geringen Umweltauswirkungen hergestellt. Diese Produkte leisten einen Beitrag zu mindestens einem SDG und sind zunehmend gefragt.
- Performer: Produkte, die nach aktuellem Stand der Technik nachhaltig sind. Sie erfüllen die heutigen Nachhaltigkeitsanforderungen bzw. übertreffen sie in vielen Kategorien. Performer werden mit geringen bis mittleren Umweltauswirkungen hergestellt und haben einen gesellschaftlichen Nutzen.
- Transitioner: Produkte, die noch nicht alle Nachhaltigkeitsanforderungen von LANXESS erfüllen. Wir überwachen diese Produkte und steuern sie aktiv durch Verbesserungsmaßnahmen, um beispielsweise Umweltauswirkungen zu reduzieren und diese Produkte nachhaltiger zu gestalten.
- Roadmap: In diese Kategorie fallen Produkte mit hohen Nachhaltigkeitsbedenken. Es handelt sich um chemische Endprodukte, die Substanzen mit einem Massenanteil von mehr als 0,1 % enthalten, die Eigenschaften besonders besorgniserregender Stoffe (Substances of Very High Concern – SVHC) aufweisen. Diese Produkte managen wir in unserem Roadmap-Prozess, in dem wir insbesondere prüfen, ob kritische Substanzen in den jeweiligen chemischen Endprodukten durch sicherere und nachhaltige Alternativen ersetzt werden können.
Wir wollen zu einer Transformation des gesamten Wertschöpfungssystems hin zu einer ressourceneffizienten und klimaneutralen Gesellschaft beitragen. Auf dem Weg zu klimaneutralen und zirkulären Produkten fokussieren wir uns auf drei sich zum Teil überlappende Handlungsfelder.
Das Wissen über den CO2-Fußabdruck wird bei der Auswahl von Produkten immer wichtiger – für uns selbst ebenso wie für unsere Kunden. Unser Ziel ist, den PCF und damit den negativen Einfluss unserer Produkte auf das Klima kontinuierlich zu verringern. Der PCF in einer Cradle-to-Gate-Betrachtung ergibt sich aus:
- den Emissionen der eigenen Prozesse (Scope 1)
- den Emissionen der bezogenen Energie (Scope 2)
- den Emissionen der eingekauften Güter, des vorgelagerten Transports sowie der Abfallerzeugung (Scope 3)
Besonders unsere Scope-1- und Scope-2-Emissionen können wir als Unternehmen direkt beeinflussen. Mit unserer Strategie zur Klimaneutralität 2040 haben wir uns in diesem Bereich ambitionierte Reduktionsziele gesetzt (siehe „Klimaschutz und Energieeffizienz“). Viel wesentlicher für den PCF als die Scope-1- und Scope-2-Emissionen sind häufig die Scope-3-Emissionen der eingekauften Güter, also unserer Rohstoffe. Auf sie entfallen in der Chemieproduktion oft mehr als 50 % des PCF. Daher legen wir einen strategischen Fokus auf den Einkauf nachhaltiger Rohstoffe mit einem reduzierten CO2-Fußabdruck. Der Wandel weg von klassischen, oftmals fossilen Rohstoffen hin zu nachhaltigen Quellen bewirkt dabei nicht nur eine Reduktion von Treibhausgasemissionen, sondern macht unsere Wertschöpfungsketten darüber hinaus unabhängiger von bestimmten begrenzten Quellen (siehe „Zirkuläre und nachhaltige Beschaffung“).
LANXESS Produkte werden fast ausschließlich an Industriekunden verkauft. Erst diese oder nochmals nachgelagerte Kunden produzieren daraus Endprodukte für eine Vielzahl verschiedener Märkte. So werden beispielsweise unsere Hochleistungskunststoffe von Automobilzulieferern in Bauteilen für den Automobilleichtbau verarbeitet und schließlich von Automobilherstellern in Fahrzeugen verbaut. Auch unsere chemischen Endprodukte, die in der weiteren Wertschöpfungskette chemisch unverändert bleiben, werden erst von unseren Kunden zu Endprodukten weiterverarbeitet. Im Hinblick auf die Schließung von Kreisläufen bedeutet dies, dass bei unseren Produkten mitunter sehr lange Zeiträume zwischen der Produktion und dem Ende des Lebenszyklus liegen. Im ersten Schritt fokussieren wir uns daher auf das, was wir als Unternehmen selbst in der Hand haben: Wir arbeiten darauf hin, die „Kreislauf-“ bzw. „Recyclingfähigkeit“ aller unserer Produkte sicherzustellen, damit sie geeignet sind für ein umweltfreundliches Recycling. Um zu verstehen, welche Anforderungen an die „Recyclingfähigkeit“ unserer Produkte zu stellen sind, ist es wichtig zu analysieren, welche Funktion unsere Moleküle in ihrer finalen Verwendung haben und in welchen Kreislaufströmen (biologisch oder technisch) sie zirkulieren.Ein vollständiges Bild unseres Produktportfolios ergibt sich erst bei Betrachtung des Nutzens und der positiven Umweltauswirkungen, die unsere Produkte bei ihrer Verwendung entfalten. Hier legen wir einen Schwerpunkt auf Lösungen, die zum Klimaschutz beitragen oder eine Kreislaufwirtschaft ermöglichen.
Produkte, die den Klimaschutz unterstützen, sind dazu geeignet, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und somit die Veränderungen des Klimas aufzuhalten bzw. zu verlangsamen (Climate Mitigation). Eine zweite wichtige Gruppe sind Produkte, die bei Anpassungen an den Klimawandel unterstützen – also dabei helfen, die negativen Folgen zu bewältigen, die sich aus bereits eingetretenen oder noch zu erwartenden klimatischen Veränderungen ergeben (Climate Adaptation).
Die größten Treiber des Klimawandels sind die Elektrizitäts- und die Wärmeerzeugung. Für den Wandel von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien wird eine Vielzahl neuer Lösungen benötigt, insbesondere für Windkraft, Photovoltaik und die notwendige Speicherung der Energie in Form von Batterien oder Wasserstoff. Der Transportsektor und vor allem der Straßenverkehr sind weitere wesentliche Verursacher des Klimawandels. Der Automobilleichtbau mit modernen Kunststoffen birgt das Potenzial, den Treibstoffeinsatz bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor deutlich zu verringern. In den vergangenen Jahren hat sich zudem die Elektromobilität als ein wichtiger Weg für eine nachhaltige Zukunft im Straßenverkehr etabliert. An dritter Stelle bei der Emission von Klimagasen stehen die Industrie und der Gebäudesektor. Hier spielen Elektrifizierung und Isolierung eine zentrale Rolle. Alle diese Themen adressieren wir mit unserem Produktportfolio.
Schon heute sind die Auswirkungen des Klimawandels in vielen Regionen der Welt deutlich spürbar. Eine Folge des Klimawandels sind sich verändernde Wasserkreisläufe und damit einhergehend neue Niederschlags- und Verdunstungsmuster. Insofern werden die Kreisführung von Brauchwasser und die Aufreinigung von Trinkwasser zu wesentlichen Elementen lokaler Wasserstrategien. Unsere Business Unit Liquid Purification Technologies unterstützt hier mit jahrelanger Erfahrung, einer breiten Produktpalette und innovativen Lösungen. Eine weitere Folge des Klimawandels ist die zunehmende Bedrohung durch Infektionskrankheiten. Die globale Erwärmung ermöglicht ein Vordringen und Überleben bestimmter Erreger nicht mehr nur in tropischen, sondern auch in gemäßigten Zonen. Weitere Faktoren wie der globalisierte Personen-, Tier- und Güterverkehr tragen dazu bei, dass sich diese Krankheiten schneller und weiter verbreiten. Seit Jahren entwickeln wir daher unser Angebot an Desinfektionsmitteln kontinuierlich weiter.
Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sind nicht nur der Einsatz alternativer Rohstoffe und ein umweltfreundliches Recycling am Ende des Lebenszyklus von Bedeutung. Es braucht darüber hinaus Produkte, die helfen, dass eingesetzte Materialien länger genutzt werden können, oder die überhaupt erst ermöglichen, dass Materialien wiederverwendet werden können. Insbesondere bei Kunststoffen lässt sich die Produktlebensdauer durch entsprechende Additive deutlich verlängern. Beim Einsatz von nachwachsenden Materialien wie z. B. Holz verlängern wiederum Materialschutzlösungen die Nutzungsdauer um ein Vielfaches. Wenn eine Weiterverwendung von Produkten nicht mehr möglich ist und sie das Ende ihres Lebenszyklus erreichen, kommt es darauf an, dass sie auf umweltfreundliche Art und Weise recycelt werden können. Auch hier helfen die richtigen Additive, Kreisläufe zu schließen. Sowohl der richtige Einsatz von Additiven als auch der Materialschutz gehören zu den Kernkompetenzen von LANXESS.
Ein zentrales Element des Green Deal der Europäischen Union ist die Strategie für eine nachhaltige Finanzierung. Sie zielt darauf ab, Finanzierungsströme in Investitionen zu lenken, die eine nachhaltige Entwicklung in der Zukunft unterstützen. In diesem Zusammenhang soll ein neues Klassifizierungssystem für wirtschaftliche Aktivitäten – die EU-Taxonomie – den Anlegern helfen, zu beurteilen, ob Investitionen auf politische Ziele bzw. Verpflichtungen wie das Pariser Übereinkommen über den Klimawandel einzahlen und gleichzeitig vorgegebenen Umwelt- bzw. Sozialstandards entsprechen. Hierzu hat die EU sechs Themenfelder bzw. Ziele definiert:
1. Klimaschutz
2. Anpassung an den Klimawandel
3. nachhaltige Wassernutzung
4. Übergang zur Kreislaufwirtschaft
5. Minimierung der Umweltverschmutzung
6. Schutz von Biodiversität und Ökosystemen
Die Relevanz einer wirtschaftlichen Aktivität für eines dieser Umweltziele hängt davon ab, wie die Aktivität das jeweilige Umweltziel beeinflusst.
Um eine wirtschaftliche Aktivität zu beurteilen, ist eine zweistufige Analyse hinsichtlich Fähigkeit („eligibility“) und Konformität („alignment“) vorzunehmen. Zur Bestimmung der Konformität ist für jede Aktivität hinsichtlich eines jeden Ziels der EU-Taxonomie zu beurteilen, ob ein wesentlicher Beitrag („substantial contribution“) geleistet wird, ohne eines der anderen Ziele deutlich negativ zu beeinflussen („do no significant harm“, DNSH). Darüber hinaus ist der Mindestschutz („minimum safeguards“) für die Einhaltung von Menschenrechten einschließlich Arbeits- und Verbraucherrechten sowie im Bereich der Bestechungs- und Korruptionsprävention, der Besteuerung und des fairen Wettbewerbs für jede Aktivität zu gewährleisten.
Unternehmen, die in den Geltungsbereich der EU-Taxonomie fallen, müssen für ihren Anteil taxonomiefähiger bzw. taxonomiekonformer Wirtschaftsaktivitäten die definierten Kennzahlen Umsatz, Investitionsausgaben (CapEx) und Betriebsausgaben (OpEx) veröffentlichen. Diese Kennzahlen sind nach der der jeweiligen taxonomiefähigen bzw. taxonomiekonformen Wirtschaftstätigkeit aufzuschlüsseln und es ist anzugeben, zu welchem Umweltziel diese Aktivität beiträgt und ob es sich um eine Übergangs- oder Ermöglichungsaktivität („transitional“ oder „enabling economic activity“) handelt..
Taxonomiefähige Aktivitäten bei LANXESS
Bezüglich der Umweltziele „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawandel“ erfasst die Taxonomieverordnung Aktivitäten ausgewählter Wirtschaftssektoren, die in Summe derzeit für rund 93 % der europäischen Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich sind. Alle diese Aktivitäten werden als „taxonomiefähig“ bezeichnet. Die chemische Industrie ist im Hinblick auf das Ziel „Klimaschutz“ eine „transformatorische Industrie“, da unter anderem Basis-Chemikalien und Kunststoffe, die in sehr großen Mengen hergestellt werden, als Übergangstätigkeiten bezeichnet werden. D. h., insoweit haben die erfassten Aktivitäten einen relevanten Beitrag am THG-Ausstoß der EU und damit auch ein relevantes Reduktionspotenzial. Bei LANXESS als Spezialchemie-Konzern liegt der Fokus nicht auf solchen Produkten. Zurzeit werden Aktivitäten anderer Wirtschaftssektoren, die nicht wesentlich zum Ausstoß von THG in der EU beitragen, nicht im Klimarechtsakt erfasst und gelten daher als „nicht taxonomiefähig“. Kriterien für den Nachweis sogenannter „enabling activities“ – also Aktivitäten, die wiederum Dritten ermöglichen, ihrerseits einen wesentlichen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – wurden für organische Chemikalien und Kunststoffe bisher von der EU nicht definiert.
Wirtschaftsaktivitäten, die LANXESS als taxonomiefähig einstuft:
- LANXESS produziert hochwertige Kunststoffe für ein breites Anwendungsspektrum – von der Automobilüber die Elektrik- und Elektronikbranche bis hin zur Wasseraufbereitung. Diese Produkte entsprechen der in den Annexen I und II der relevanten delegierten Verordnung definierten Aktivität 3.17 „Herstellung von Kunststoffen in Primärformen.
- LANXESS fertigt auch Komponenten zur Batterieherstellung, die unter die in den Annexen I und II der relevanten delegierten Verordnung definierten Aktivität 3.4 „Herstellung von Batterien“ fallen.
Berichtspflichtige Kennzahlen
Umsatzerlöse
2022 hat LANXESS 8 % seines Außenumsatzes mit Produkten erzielt, die taxonomiefähigen Aktivitäten zuzuordnen sind. Die verbleibenden 92 % des Umsatzes entfallen auf Produkte, die nicht in den Aktivitätskategorien der Taxonomie enthalten sind. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil deutlich gesunken, da der taxonomiefähige Umsatz aus dem Geschäft mit High Performance Materials (HPM) nicht mehr als fortzuführendes Geschäft berichtet wird.
Investitionsausgaben
Im Berichtsjahr lag der Anteil an taxonomiefähigen Investitionsausgaben bei 3 %. Somit beträgt der Anteil der nicht taxonomiefähigen Aktivitäten an unseren Investitionsausgaben 97 %. Aufgrund unserer umfassenden M&A-Aktivitäten berichten wir darüber hinaus eine weitere Kennzahl, die wir um den Einfluss der Unternehmenserwerbe bereinigen. In dieser Betrachtungsperspektive erhöht sich der taxonomiefähige Anteil auf 5 % und gibt nun die Investitionsauszahlungen wieder, die im Jahr 2022 auf Anlagen entfielen, die taxonomiefähige Produkte fertigen.
Betriebsausgaben
Gemäß Taxonomie-Verordnung müssen direkte, nicht kapitalisierte Kosten, die sich auf Forschung und Entwicklung, Gebäudesanierungsmaßnahmen, kurzfristiges Leasing, Wartung und Reparatur beziehen, im Nenner der Kennzahl abgebildet werden. Darüber hinaus müssen sämtliche andere direkte Ausgaben im Zusammenhang mit der täglichen Wartung von Vermögenswerten des Sachanlagevermögens durch das Unternehmen selbst oder durch Dritte berücksichtigt werden.
Der Anteil an Betriebsausgaben für taxonomiefähige Produkte betrug im Berichtsjahr 8 % der gesamten Betriebsausgaben. Somit beträgt der Anteil der nicht taxonomiefähigen Betriebsausgaben 92 %. Der Anteil der taxonomiekonformen Betriebsausgaben beläuft sich auf 0,1 % unserer Betriebsausgaben.
Unsere Portfoliostrategie prägte auch 2022 in hohem Maße die konkrete Produkt- und Anwendungsentwick-lung. Hier stellen wir die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Kunden in den Mittelpunkt und treiben Projekte häufig gemeinsam mit den jeweiligen Kunden oder ande-ren leistungsstarken Partnern voran.
So haben wir 2022 unsere Scopeblue-Reihe um innovative Produkte erweitert.
Scopeblue
Bayferrox
Die Wiederverwendung von Kunststoffabfällen als Rohstoff ist ein wichtiges Element der Kreislaufwirtschaft, setzt aber voraus, dass die verschiedenen Kunststoffe zunächst sortenrein getrennt werden. Mit dem neuen Schwarzpigment Bayferrox 303 T unserer Business Unit Inorganic Pigments können wir dazu beitragen, die weltweit noch viel zu geringe Recyclingquote für Kunststoffverpackungen zu erhöhen. Das innovative Pigment zur Einfärbung von schwarzem Kunststoff reflektiert 20 Prozent der Nahinfrarotstrahlung (NIR). Dadurch können Kunststoffe mit Hilfe von NIR-Detektoren, wie sie bei der Müllsortierung eingesetzt werden, effizient und kostengünstig identifiziert werden.
Lewatit
Innovation bedeutet für uns auch, die Anwendbarkeit der bereits am Markt etablierten Produkte kontinuierlich zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist das neuartige Ionenaustauscherharz Lewatit, mit dem wir neue Anwendungsgebiete in der Elektronikindustrie und Mikrosystemtechnik erschließen. Dank einer verbesserten Polymermatrix in Verbindung mit einer modifizierten Rezeptur können wir das Produkt nun in höchster Reinheit herstellen. So kann Lewatit künftig bei der Aufbereitung von Reinstwasser eingesetzt werden, das für die Halbleiterherstellung notwendig ist.
Adiprene
Eine der größten Herausforderungen für Polyurethan-Gießsysteme sind Hochtemperaturanwendungen. Da sich die Polyurethanchemie im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat, werden Gießsysteme immer häufiger in diesem Hochleistungssegment eingesetzt. Unser neues Hochtemperatur-Prepolymer Adiprene LF TR400 ist wesentlich einfacher zu verarbeiten als vergleichbare Prepolymersysteme für Hochtemperaturanwendungen. Es bietet zum Beispiel eine überschaubare Verarbeitungs-/Gießzeit. Die resultierenden Gießelastomere sind leistungsfähiger als vergleichbare, etablierte Polyurethan-Hochtemperatursysteme und verändern ihre Eigenschaften unter Hitzebelastung nicht. Eine weitere Stärke ist die hohe Wärmealterungsbeständigkeit bei bis zu 150 °C.
Emerald NH500
Wir haben Emerald NH500 als innovatives Flammschutzmittel zur Marktreife entwickelt. Dieses neue, phosphorbasierte Produkt wurde speziell für den Einsatz in Hochleistungskunststoffen und in der Elektromobilität konzipiert. Es weist in Kombination mit anderen Additiven sehr gute Flammschutzeigenschaften auf und besteht problemlos die relevanten Brandschutztests. Vielseitige Formulierungen sorgen dafür, dass die mechanischen Eigenschaften und andere funktionelle Merkmale der Endprodukte erhalten bleiben. Darüber hinaus bietet das Additiv eine hervorragende thermische Stabilität und weist eine einzigartige Morphologie auf.
Nagardo
Eine weitere Innovation, unser natürliches Konservierungsmittel Nagardo, ist nach den USA, Australien, Neuseeland und Kanada nun auch in Europa eingeführt worden. Wir haben im Berichtsjahr die Zulassung für den Einsatz in alkoholfreien Getränken in der EU erhalten und bauen die globale Präsenz von Nagardo weiter aus.
Europäische Getränkehersteller können nun auf ein lang erwartetes natürliches Konservierungsmittel zurückgreifen, das nicht nur die Produktqualität effizient sichert, sondern es ihnen auch ermöglicht, ihre Produktpalette zu verändern und die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach natürlichen Inhaltsstoffen zu erfüllen.
APAC-Forschungs- und Entwicklungszentrum (AADC)
Um weiterhin Produkt- und Anwendungsinnovationen erfolgreich auf den Markt zu bringen, bauen wir unser globales Netzwerk an Forschungs- und Entwicklungsstandorten gezielt aus. Seit Juni 2021 bündelt unser neues APAC Application Development Center (AADC) in Shanghai die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der drei Geschäftsbereiche Polymeradditive, Schmierstoffadditive und Urethansysteme unter einem Dach. Damit wollen wir das Wachstumspotenzial auf dem chinesischen Markt, dem größten Chemiemarkt der Welt, besser ausschöpfen.
Siegel für Forschung und Entwicklung
Für sein Engagement im Bereich Forschung und Entwicklung hat der Stifterverband LANXESS mit dem Siegel Innovativ durch Forschung" ausgezeichnet. Mit dem Siegel werden seit 2014 forschende Unternehmen für ihre besondere Verantwortung gegenüber Staat und Gesellschaft ausgezeichnet.
Die Zufriedenheit unserer Kunden ist nicht nur ein Indikator, sondern vor allem auch eine Voraussetzung für unseren Erfolg. Deshalb arbeiten wir kontinuierlich daran, die Kundenbedürfnisse, die sich stetig verändern, in unseren Produkt- und Prozessinnovationen sinnvoll und bestmöglich zu berücksichtigen. Zudem ist es unser Ziel, die Beziehungen zu unseren Kunden auszubauen und zu festigen.
Hatte 2021 die Coronapandemie die direkte Interaktion mit unseren Kunden noch erheblich eingeschränkt, konnte sie im Berichtsjahr weitestgehend wieder aufgenommen werden. So waren Kundenbesuche und Betreuung vor Ort wieder möglich, genauso wie Präsenzveranstaltungen und Messen. Insgesamt hat sich eine ausgewogene Kombination von persönlichen und virtuellen Meetings entwickelt, die es ermöglicht, Ressourcen zu schonen, aber gleichzeitig den wichtigen persönlichen Kontakt zu pflegen. Erfolgreiche neue Formate wie Webinare oder Technische-Experten-Sessions wurden fortgeführt. Auch wenn die persönliche Kundenbetreuung wesentlich zu unserem Erfolg beiträgt, hat sich die virtuelle Zusammenarbeit durch höhere Flexibilität und Reichweite sowie bessere Vereinbarkeit, z. B. mit flexiblen Arbeitsmodellen der Kunden, bewährt.
In der Gestaltung unserer Kundenbeziehungen haben die Kundenzufriedenheit und die Vermeidung von Kundenbeschwerden oberste Priorität. Auf Basis eines zentralen Customer-Relationship-Management-(CRM-)Systems sowie einer einheitlichen Beschwerdemanagement-Plattform verfügt jede unserer Business Units über eigene markt- und kundennahe Beschwerdemanagement- und Optimierungsprozesse. Verbindende Elemente dieser Prozesse sind klare Zielvorgaben, beispielsweise hinsichtlich der Reduzierung von Kundenbeschwerden oder der Bearbeitungszeiten von Kundenreklamationen, ferner eine entsprechende statistische Analyse der eingegangenen Rückmeldungen sowie eine strukturierte monatliche Berichterstattung an die Geschäftsführung der jeweiligen Business Unit. Verschiedene Gremien und Dialogforen, wie beispielsweise die quartalsweise Marketing & Sales Community, gewährleisten darüber hinaus den regelmäßigen Erfahrungsaustausch zwischen unseren Business Units und Group Functions.
Im Zuge unserer Digitalisierungsoffensive verbessern wir softwaregestützt die Geschwindigkeit und Effizienz der Kommunikation zwischen unseren Customer Service Teams und ihren jeweiligen Kunden. Angesichts der Vielzahl parallel bearbeiteter Aufträge stellt es für unsere Mitarbeitenden im Kundenservice eine große Herausforderung dar, Änderungen über den gesamten Auftragsannahme-, Produktions- und Auslieferungsprozess im Blick zu behalten. Hier helfen uns Softwarelösungen, die unsere ERP-Systeme kontinuierlich auf Änderungen in Auftragsdatensätzen durchsuchen, externe Informationen berücksichtigen und mit dynamischen Vorgaben abgleichen.
Befragungen zur Kundenzufriedenheit sind essenziell für LANXESS, um Verbesserungspotenzial in den Kundenbeziehungen zu ermitteln und um zu überprüfen, ob sich Kundenbedürfnisse geändert haben. Regelmäßig innerhalb eines Zweijahreszyklus führt LANXESS in allen Business Units eine anonymisierte Onlinebefragung aller relevanten Kunden durch.
Inhaltlich zielt die Umfrage unter anderem darauf ab, die Leistung von LANXESS im Vergleich zum Wettbewerb zu bewerten und anzugeben, ob die Kundschaft LANXESS weiterempfehlen würde. Erfragt wurde auch, ob die Kundschaft beabsichtigt, die Geschäftsbeziehung in Zukunft fortzuführen, einschließlich einer Bewertung der Vorteile, die aus dieser geschäftlichen Verbindung resultieren.
In der aktuellen Umfrage 2022 lag der Wert des Kundenbindungsindex („Customer Retention Index“, CRI) bei 71 und bewegt sich damit auf dem gleichen Niveau wie der unserer Wettbewerber. In dem Wert spiegeln sich insbesondere die angespannte wirtschaftliche Situation der Pandemie-Jahre, die generellen globalen Lieferengpässe in der Beschaffung, die drastischen Einschränkungen in der Logistik sowie die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise wider.
Ausgehend von den Ergebnissen der jüngsten Kundenzufriedenheitsanalyse haben wir bei LANXESS und in den Business Units zielgerichtete Maßnahmen umgesetzt, um unserer Kundschaft auch in Zukunft ein zuverlässiger und wertstiftender Partner zu sein und sie erfolgreich und langfristig an uns zu binden.